
Die Regierungsmaßnahmen wurden insgesamt, auf Bund- und Länderebene, 30 Mal als gesetzwidrig vom VfGH entblößt. Grundrechte sind Abwehrrechte gegenüber dem Staat und dienen dem Bürger als Schutz vor dem Staat und etwaiger willkürlicher Machtausübung. Grundrechte werden einem daher niemals vom Staat zugestanden oder können von eben diesem einfach genommen werden, man besitzt diese. Versucht der Staat diese zu beschneiden, war und ist dies stets ein alarmierendes Zeichen. Seit März 2020 stehen wir vor enormen alltäglichen Herausforderungen, vielen Unsicherheiten und Fragen. Die Regierungsmaßnahmen dringen in unser Arbeits- Freizeit- Gesellschafts- und mittlerweile ins intimste Privatleben vor.
Unser Gesicht ist unser höchstpersönlicher Bereich. Wir sind darauf programmiert in der Mimik zu lesen und darauf angewiesen das Befinden anderer einschätzen zu können und um erkennen zu können, ob uns jemand wohlgesonnen ist oder nicht. Fehlt diese Information löst dies Irritationen, Unbehangen und Stress aus und unser Gehirn versucht automatisch, unbewusst diese Information zu ergänzen, was über kurz oder lang anstrengend und ermüdend wirkt und besonders Schulkindern, von welchen im Moment verlangt wird den ganzen Tag LehrerInnen konzentriert zuzuhören, die obendrein akustisch schlecht verstehbar durch die Maske sind, unzumutbar ist. Das Gesicht ist umgekehrt aber auch unsere Visitenkarte nach außen, spiegelt unsere Identität und unsere Einzigartigkeit, auf die wir stolz sind, wieder und es dient bewusst wie unbewusst der Kommunikation mit der Außenwelt – Maskenzwang beraubt uns gefühlt unserer Identität, beschränkt massiv unsere sozialen Interaktionen und wirft uns in einer Art sensorischer Isolation und Deprivation auf uns selbst zurück. Diese Art der buchstäblichen Entmündigung ist ein massiver Übergriff, und wirkt dadurch traumatisierend und demütigend.
Der Sozialpsychologe Philip Zimbardo beschreibt in seinem Buch, das sich mit den Mechanismen des Bösen, unter anderem in zweiten Weltkrieg, auseinandersetzt, „Der Luzifer-Effekt“ die antisozialen Auswirkungen von Anonymität und stellt die Frage „Wie verhalten sich Menschen, wenn sie in dem Gefühl handeln, dass man sie in einem aggressionsfördernden Umfeld nicht individuell identifiziert könne“.Inspiriert durch die aus dem Roman „Herr der Fliegen“ stammende Idee, dass Masken aggressive Impulse freisetzen, führte er Studien durch, die ergaben, dass Probanden in einem deindividuierten Zusatand eher bereit waren, anderen Schmerzen zuzufügen, als Probanden, die sich in höherem Maße ihrer Identität bewusst waren. Seine Studien ergaben, dass das Maskieren der eigenen Identität Aggressionen gegen andere freisetzen könne.
Und zu guter Letzt meine ganz klare Meinung: Niemand braucht ein ärztliches Attest, um frei Atmen zu dürfen. Punkt.
Maskenzwang kränkt und macht krank.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das ohne Berührung und Nähe und das Gefühl des Miteinander und Verstandenwerdens nicht leben kann. Soziale Distanzierung bedeutet dem Begriff nach jemandem mit äußerster Reserviertheit zu begegnen, ihn als fremdartig bis hin zu feindselig einzuschätzen. Eine geringe soziale Distanz hingegen bedeutet dem anderen offen und wohlwollend zu begegnen, ihn als gruppenzugehörig und sympathisch zu empfinden. Soziale Distanz spielt keinerlei Rolle bei Virusübertragung. Soziale Distanzierung kränkt und macht krank.
Die offenbar gemeinte räumliche Distanzierung möchte ein verfassungsmäßiges Grundrecht sowie Menschenrecht und allem voran ein positives menschliches Grundbedürfnis auf Berührung und Nähe verbieten. Wir sind ohnehin sozial darauf geprägt fremden Menschen mit einem Meter Abstand zu begegnen, dort wo wir das nicht wollen, dürfen wir nicht dazu gezwungen werden. Wir sind eigenverantwortliche, selbstwirksame Wesen, die selbst entscheiden und spüren, welchen Stellenwert sie ihren Bedürfnissen einräumen möchten und wann ein Bedürfnis nach Nähe gelebt werden will. Wir kommen einander so nahe wie wir das möchten, selbstverständlich, wie immer im gegenseitigen Einverständnis.
Körperkontakt, miteinander Zeit zu verbringen, zu lachen und zu singen, stärken nachweislich das Immunsystem und machen das Leben erst lebenswert. Angst und Dauerstress sowie die Unterdrückung von Nähebedürfnissen oder Erzwingung von Distanz schaden dem Immunsystem. Die Pervertierung unserer Bedürfnisse in etwas Verwerfliches oder Schändliches war im Mittelalter Aufgabe des sogenannten orthodoxen Klerus. Es führt potentiell zur Dissoziierung und Abspaltung eines Teiles unseres Selbst. Studien zur Glücksforschung haben ergeben, dass das was Menschen aller Altersgruppen- und Bildungsschichten als am grundlegendsten für ihre Lebenszufriedenheit empfinden, die Sozialkontakte (Familie, Partner, Freunde, Arbeitskollegen usw.) sind – dies noch vor Gesundheit und Finanzen. Niemand ist eine Insel. Räumliche Distanzierung kränkt und macht krank. Niemand ist legitimiert anderen Berührungen zu verbieten. Punkt.
Klinisch-psychologische Beratung und Behandlung kann helfen Kränkungen zu überwinden und die Selbstwirksamkeit wieder zu stärken.